Am Science after Noon vom 24. August 2023 hat nach einer kurzen Einführung von Marcel Tanner, Präsident der Akademien Schweiz, der Autor Luc Saner das Buch und das zugrundeliegende Projekt vorgestellt. Danach fand eine offene Diskussionsrunde mit anschliessendem Apéro statt.
a) Das geologische Zeitalter, in dem wir Menschen leben, wird offiziell von der International Union of Geological Sciences und deren Untergruppe, der International Commission on Stratigraphy, als «Holozän» bezeichnet. Das Holozän, das Nacheiszeitalter, begann vor etwa 11‘700 Jahren mit der Erwärmung der Erde. Jedoch wurde verschiedentlich vorgeschlagen, ein neues geologisches Zeitalter namens «Anthropozän» einzuführen, ein neues Zeitalter des Menschen. Begründet wird dieses neue Zeitalter mit dem Einfluss des Menschen auf die biologischen, geologischen und klimatischen Verhältnisse auf der Erde.
Ob und seit wann wir im Anthropozän sind, ist allerdings umstritten und noch nicht offiziell entschieden. Jedenfalls hat sich seit dem zweiten Weltkrieg und nochmals seit dem Ende des Kalten Krieges die Globalisierung beschleunigt. Bevölkerungszahl und Wirtschaft sind global seit längerem stark gewachsen, mit entsprechenden Folgen für Ressourcen und Umwelt, insbesondere für das Klima unserer Erde. Zunehmend wird die Meinung vertreten, dass diese Entwicklung schwerwiegende Konsequenzen bis hin zu unserem eigenen Aussterben haben kann.
b) Es ist offensichtlich, dass uns Menschen eine globale Verantwortung zukommt, auch in unserem eigenen Interesse. In dieser Situation haben wir aber weder eine holistische, also ganzheitliche Strategie, noch eine global handlungsfähige Organisation und auch nicht die Generalisten, welche die nötige Übersicht haben, die relevanten Zusammenhänge durchblicken und deshalb und dank holistischen Methoden holistische Lösungen vorschlagen und umsetzen können. Ohne diese Strategie, ohne diese Organisation und ohne diese Generalisten wird unsere Zukunft zunehmend zu einer Irrfahrt im dichten Nebel mit hoher Absturzwahrscheinlichkeit.
c) Das Projekt «Einheit der Wissenschaft und echtes Studium generale» hat nun den nicht geringen Anspruch, die Grundlagen für die erwähnte Strategie und Organisation, vor allem aber für die dringend nötigen Generalisten zu liefern.
Dabei muss man sich erstens vor Augen führen, dass unsere heutige Welt in zunehmendem Masse von den Wissenschaften abhängig ist, schon allein aufgrund der zunehmenden Komplexität. Zweitens sind unsere grundlegenden Probleme wie Energie, Umwelt und Bevölkerungswachstum wissenschaftlich gesehen transdisziplinäre Probleme. Diese Probleme entziehen sich dem Zugriff der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen, auch in ihrer Addition, der Interdisziplinarität. Vielmehr braucht es zusätzlich transdisziplinäre Ansätze, welche die Wissenschaftsdisziplinen unter übergeordneten Gesichtspunkten vereinen können und sie damit auch verändern: Es geht um die Zusammenführung der Natur- und Geisteswissenschaften, was einer zweiten Aufklärung gleichkommt. Drittens können die heutigen Wissenschaften diese Transdisziplinarität nicht gewährleisten, weil sie von Spezialisten ohne die nötigen Generalisten geführt werden.
Um diese Transdisziplinarität zu gewährleisten, braucht es als Grundlage den allgemeinen Teil der Wissenschaften, in den sich die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen einbetten können. Dies führt zur Einheit der Wissenschaft. Und auf dieser Grundlage, der Einheit der Wissenschaft, ist an unseren Universitäten ein echtes Studium generale von zwei Semestern Dauer zu institutionalisieren. Dieses Studium generale ist deshalb ein echtes Studium generale, weil es im Gegensatz zu den existierenden Studia generalia holistisch ist. Es liesse sich auch als Studium fundamentale bezeichnen. Die Absolventen dieses echten Studium generale sind alsdann die Generalisten, die wir so dringend benötigen. Diese Generalisten sollten schliesslich in Zusammenarbeit mit uns allen in der Lage sein, unsere Verantwortung im Anthropozän wahrzunehmen, so insbesondere in strategischer und organisatorischer Hinsicht. Doch müssen längst nicht alle Studierenden ein echtes Studium generale absolvieren. So wie im Militär wenige Offiziere nach einer strengen Selektion zu Generalstabsoffizieren ausgebildet werden, genügt es, wenn wenige, aber geeignete Studierende ein echtes Studium generale absolvieren.
a) Die Idee der Einheit der Wissenschaft wird seit längerem intensiv diskutiert. In seinem Aufsatz «Wissenschaftstheorie im 20. Jahrhundert – Ein Streifzug durch ihre Geschichte» hat Rudolf Kötter die Versuche dargestellt, eine Einheitswissenschaft zu schaffen oder zumindest deren Elemente aufzuzeigen. Von besonderer Bedeutung war der «Wiener Kreis» um Moritz Schlick ab den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Da der «Wiener Kreis» aus vielen Juden bestand, löste er sich nach der Machtergreifung Hitlers auf. Ende des 20. Jahrhunderts wurden in Deutschland verschiedene Kongresse zur Idee der Einheit der Wissenschaft durchgeführt. So fand 1990 in Bonn im Rahmen der Akademie der Wissenschaften zu Berlin ein dreitägiges internationales Kolloquium zur «Einheit der Wissenschaft» unter der wissenschaftlichen Leitung von Jürgen Mittelstrass statt, wozu mehrere Forschungsberichte publiziert wurden. 1992 wurde in Duisburg eine zweitägige Vortragsreihe samt Podiumsdiskussionen von Herbert Mainusch und Richard Toellner zur Einheit der Wissenschaft organisiert. Vorträge und autorisierte Protokolle der Podiumsdiskussionen wurden von Herbert Mainusch und Richard Toellner unter dem Titel «Einheit der Wissenschaft – Wider die Trennung von Natur und Geist, Kunst und Wissenschaft» herausgegeben. Schliesslich organisierte Bernd-Olaf Küppers 1999 in Jena eine einschlägige Vortragsreihe. Unter dem Titel «Die Einheit der Wirklichkeit – Zum Wissenschaftsverständnis der Gegenwart» gab Bernd-Olaf Küppers diese Vorträge heraus. In seinem Vorwort
schreibt Bernd-Olaf Küppers: «Trotz aller Bemühungen, das Thema der Vortragsreihe systematisch in den Blick zu bekommen, spiegelt die Auswahl der publizierten Beiträge nach wie vor die enormen Freiheitsgrade wider, die ein Thema dieser Allgemeinheit der philosophischen Reflexion lässt.»
Im Resultat ist es trotz aller Bemühungen nicht gelungen, die geforderte Einheit der Wissenschaft zumindest theoretisch auszuformulieren. So wurden zwar viele Fragen vertieft diskutiert. Aber ein konkreter Vorschlag konnte nicht erarbeitet werden.
b) Nun liegt ein konkreter Vorschlag vor. Dieser Vorschlag beruht auf der Idee, einen allgemeinen Teil der Wissenschaften auszuformulieren, in den sich die einzelnen Wissenschaftsdisziplinen einbetten können, was zur Einheit der Wissenschaft führt.
Nach jahrzehntelanger Arbeit hat Luc Saner, unterstützt insbesondere durch zahlreiche Persönlichkeiten aus den Wissenschaften, ein Buch zum allgemeinen Teil der Wissenschaften geschrieben, welches Sie auf dieser Website finden. Nun ist die Einbettung der einzelnen Wissenschaftsdisziplinen in diesen allgemeinen Teil an die Hand zu nehmen.
a) Der allgemeine Teil der Wissenschaften sollte diejenigen Fragen stellen, die sich allen Wissenschaften mehr oder weniger konkret auch stellen. Zudem muss der allgemeine Teil diese Fragen holistisch, ganzheitlich beantworten, so dass diese Antworten auch auf alle Wissenschaften anwendbar sind, Ausnahmen vorbehalten. So kann der allgemeine Teil die Wissenschaft hinter den Wissenschaftsdisziplinen formulieren.
b) Im Buch zum allgemeinen Teil der Wissenschaften werden dementsprechend folgende Fragen gestellt und beantwortet:
Zuerst wird danach gefragt, welches das aktuelle wissenschaftliche Weltbild ist. Grundlage dieses Weltbildes ist in diesem Buch die Evolution, womit sich auch unser Universum beschreiben lässt. Schwergewichtig werden die kosmische, die biologische und die kulturelle Evolution behandelt. Evolution wird in diesem Buch als Wechselspiel zwischen Veränderung und Stabilität definiert, wonach sich tendenziell aus einfachen komplexe Strukturen bilden, seien diese physischer oder psychischer, insbesondere geistiger Natur. Je komplexer die Strukturen sind, desto grösser sind tendenziell ihre Fähigkeiten, Informationen zu empfangen, zu speichern, zu verarbeiten und weiterzugeben. Die drei genannten Evolutionsschritte betreffen in unterschiedlichem Masse alle Wissenschaften, wobei dies in vielen Fällen nicht erkannt wurde oder gar bestritten wird. Die umfassende Kenntnis der Evolution verschafft Übersicht und zeigt Zusammenhänge auf. Die drei genannten Evolutionsschritte eröffnen als erster Teil das Buch, wobei auch auf weitere Evolutionsschritte wie die chemische Evolution eingegangen wird.
Alle Wissenschaften müssen sich über ihre Erkenntnistheorie und ihre aufgrund der Erkenntnistheorie entwickelte Wahrheitstheorie Rechenschaft geben können. Zu diesem Zweck wurde eine Erkenntnistheorie und vor allem eine Wahrheitstheorie entwickelt, die für alle Wissenschaften Anwendung finden kann, ohne dass allerdings eine vollständige Diskussion der aktuellen Erkenntnis- und Wahrheitstheorien erfolgt. Diese Theorien beruhen auf der Evolution und insofern auf den Naturwissenschaften. Statt von Theorien ist in diesem Buch oft von Modellen die Rede. Modelle werden in diesem Buch als durch unser Gehirn erzeugte Vorstellungen der Realität bezeichnet, die Voraussagen ermöglichen können. So lässt sich die allgemeine Relativitätstheorie auch als Gravitationsmodell bezeichnen. Dieses von Albert Einstein entwickelte Gravitationsmodell beeindruckt durch seine Voraussagen, hat sich insofern bewährt und besitzt deshalb einen erhöhten Wahrheitsgehalt. Wenn nun die Wahrheit von Modellen davon abhängig gemacht wird, ob diese Modelle Voraussagen ermöglichen, ist diese Methode nur zweckmässig, wenn sich die Welt entsprechend der Evolution verändert, also Vorher und Nachher unterschieden werden können. Auch diesbezüglich haben meine Beobachtungen ergeben, dass viele Absolventen von Universitäten sich nicht vertieft mit Erkenntnis- und Wahrheitstheorien befasst haben. Ebenso wenig reflektiert ist das Phänomen der Lüge, das zusammen mit der Wahrheit behandelt werden sollte. Wahrheit und Lüge bilden den zweiten Teil des Buches. Dieser zweite Teil bringt den Wissenschaften in diesen grundlegenden Themen mehr Klarheit.
In einer Evolution und damit auch in unserem Universum lässt sich ein Wechselspiel zwischen Veränderung und Stabilität feststellen. Während die Veränderung in der Evolution allgegenwärtig ist, ist die Stabilität stark zu relativieren. Die Beschreibung der Stabilität dient uns jedoch zur Orientierung. Jede Wissenschaft ist damit konfrontiert. Als Modell für dieses Wechselspiel von Veränderung und Stabilität wird von den Wissenschaften die Kausalität verwendet, also der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Wichtig ist weiter das Modell des Determinismus, also die Abfolge von Zuständen. Auch diesbezüglich herrscht Aufklärungsbedarf, insbesondere zum Verhältnis von Kausalität und Determinismus. Der dritte Teil des Buches widmet sich dementsprechend der Veränderung und Stabilität und eingehend der Kausalität und dem Determinismus. In diesem Zusammenhang habe ich eine Methode vorgeschlagen, wie in komplexen Verhältnissen Voraussagen gemacht werden können. All dies führt wiederum zu mehr Klarheit. Vor allem aber wird angesichts der Schwächen des Kausalitätsmodells die überragende Bedeutung von Zielen aufgezeigt.
Deshalb sollte sich jede Wissenschaft über Ziele generell und über ihre Ziele und die Wege zu diesen Zielen im Klaren sein. Der allgemeine Teil der Wissenschaften hilft den einzelnen Wissenschaften, ihre Ziele, ihre Wege der Gedanken und damit ihre Forschungsprogramme zu optimieren. Dazu wurde mangels eines bekannten Sinns des Daseins auf der Grundlage der Evolution ein aktueller Sinn postuliert. Danach soll der aktuelle Sinn, das sinnvolle Ziel allen Seins, darin bestehen, komplexe physische und psychische, insbesondere geistige Strukturen zu erhalten, weiterzuentwickeln und zu verbreiten. Als entscheidendes weiterführendes Ziel der Komplexität sollen diese Strukturen Informationen optimal empfangen, speichern, verarbeiten und weitergeben können. Um vom Ist zum Soll zu gelangen, wurde die Acht-Schritte-Methode entwickelt. Schliesslich wird ein holistischer Plan für die Menschheit vorgeschlagen. Der vierte und letzte Teil des Buches widmet sich also den Zielen.
c) All diese Themen stehen in engem Zusammenhang. Dies führt dazu, dass sich in diesem Buch viele Wiederholungen finden, da dieselben Überlegungen in den verschiedensten Zusammenhängen immer wieder von Bedeutung sind.
a) Die Einbettung der Wissenschaftsdisziplinen in Form eines Buches von rund 400 Seiten pro Wissenschaftsdisziplin sollte für die jeweilige Wissenschaftsdisziplin folgende Fragen beantworten:
b) Zu diesem Zweck ist eine Hauptautorin oder ein Hauptautor für jede Wissenschaftsdisziplin zu finden. Diese Person sollte sich über die jeweilige Disziplin eine globale Übersicht verschaffen können. Dabei sollten Spezialistinnen und Spezialisten der Disziplin beigezogen werden.
Die Hauptautorin oder der Hauptautor und die zugezogenen Spezialistinnen und Spezialisten sollten das Buch zum allgemeinen Teil vollständig lesen. Zudem sollten sie aus dem von Luc Saner verfassten Buch zur Wirtschaft die besonderen Teile I und II vollständig lesen, damit sie an einem Beispiel ersehen können, wie diese Einbettung in den allgemeinen Teil geschehen kann. Interessant sind in diesem Zusammenhang auch das von Luc Saner herausgegebene Buch «Studium generale – Auf dem Weg zu einem allgemeinen Teil der Wissenschaften» und sein Aufsatz «Einheit der Wissenschaft und echtes Studium generale – Ein Konzept für die Zukunft der Wissenschaften und der Menschheit». Nähere Angaben zu diesen Schriften finden Sie in der am Ende dieser Seite angegebenen Literatur.
Alle diese Personen sollten in der Folge an einem rund einwöchigen Seminar teilnehmen, um offene Fragen zu klären.
Dies sollte im Jahr 2024 geschehen.
c) Anschliessend ist ein erster Entwurf durch die Hauptautorin oder den Hauptautor zu schreiben. Dieser erste Entwurf sollte wieder an einem rund einwöchigen Seminar diskutiert werden.
Dieser erste Entwurf samt Diskussion im Seminar sollte 2025 vorliegen.
d) Schliesslich ist im Jahr 2026 durch die Hauptautorin oder den Hauptautor ein zweiter Entwurf zu schreiben, der den Spezialistinnen und Spezialisten zur Stellungnahme vorgelegt werden sollte. Noch im Jahr 2026 sollte die Hauptautorin oder der Hauptautor die Schlussfassung schreiben, welches die drei obgenannten Fragen beantwortet.
e) Folgende 24 Wissenschaftsdisziplinen sollten in den allgemeinen Teil eingebettet werden, so dass 24 Bücher zu je etwa 400 Seiten zu schreiben sind:
f) Als Geschäftsführer des Komitees für die Einheit der Wissenschaft und ein echtes Studium generale wird Luc Saner zusammen mit weiteren Interessierten diese Einbettung organisieren.
Hiermit ergeht der Aufruf an alle Interessierte, sich am Projekt in geeigneter Form zu beteiligen. Dazu bietet es sich an,
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