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Das interdisziplinäre Forum der Balzan PreisträgerInnen 2021 im Rückblick

Welchen Einfluss hat die Darmflora auf das kindliche Wachstum? Wer waren die Hurriter? Was verraten Gravitationswellen über die Ursprünge des Universums? Warum schauen viele Menschen zu, wenn andere systematisch ausgegrenzt und verfolgt werden – wie Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus? Antworten zu diesen Fragen liefern die mit dem Balzan Preis 2021 prämierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Ende Juni waren sie anlässlich der Preisverleihung zu Gast in Bern.

Am 30. Juni 2022 war es endlich so weit: Das aufgrund der Coronapandemie um mehr als ein halbes Jahr verschobene Interdisziplinäre Forum der Balzan PreisträgerInnen konnte endlich stattfinden. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz luden in der Aula der Universität Bern zu einem interdisziplinären Austausch ein. An diesem Nachmittag präsentierten die mit dem Balzan Preis 2021 ausgezeichneten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungstätigkeiten, für die sie mit dem Balzan Preis ausgezeichnet wurden.

 

Den Anfang machte das Quartett Inferno – vier junge, bereits mehrfach ausgezeichnete Musikerinnen – welche bei sehr warmen Temperaturen das 3. Streicherquartett von Alexander Glazunov und den «Dance of Yao and Galob» vortrugen. Die Musik wurde durch die Aula mitgetragen, wodurch die Anwesenden ein echtes Klangerlebnis hören durften.

 

Es folgten die Begrüssungen durch Prof. Christian Leumann, Rektor der Universität Bern, Prof. Marcel Tanner, Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz und Alberto Quadrio Curzio, Präsident der Internationalen Stiftung Balzan. Sie alle unterstrichen die Eminenz des interdisziplinären Austausches, welcher gerade bei Anlässen wie diesem Forum gelebt werden. Gerade die jüngere Generation profitiere von diesem Austausch, wie während des gesamten Forums stets betont wurde.

Nach den Begrüssungen startete das interdisziplinäre Forum inhaltlich mit dem ersten «Chair», vorgestellt von Prof. Luciano Maiani, Vorsitzender des Balzan Preisverleihungskomitees. Während des ersten «Chairs» präsentierten die Balzan Preisträgerinnen und Preisträger aus den Bereichen Physik, Mathematik, Naturwissenschaften und Medizin ihre Forschungstätigkeiten. Den Anfang machte Prof. Jeffrey Gordon mit seiner Arbeit zum Mikrobiom und seiner Rolle in Gesundheit und Krankheit. Gordon zeigte auf, wie wichtig diese kleinen Lebewesen für die Entwicklung der Menschen ist und wie deren Erforschung soziale und gesundheitliche Probleme wie beispielsweise Unterernährung lösen können.

Von etwas ganz Kleinem ging es weiter zu etwas ganz Grossem: Der Erforschung des Weltalls. Prof. Thibault Damour und Prof. Alessandra Buonanno, welche sich den Balzan Preis für ihre Forschung zu Gravitation und derer physikalischen und astrophysikalischen Aspekte teilen, zeigten den Anwesenden, dass durch ihre Forschung ein völlig neuer Ansatz zur Erforschung des Weltalls eruiert werden konnte.

Nach einem ausgiebigen Coffee Break ging es weiter mit dem zweiten «Chair», der von Alberto Quadrio Curzio, Präsident der Internationalen Stiftung Balzan, vorgestellt wurde. In diesem «Chair» werden Forschende aus den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie der Kunst für ihre bedeutenden wissenschaftlichen Tätigkeiten prämiert. Prof. Saul Friedländer wurde für seine Forschung im Bereich Holocaust- und Genozidforschung mit dem Balzan Preis 2021 ausgezeichnet, konnte aber nicht persönlich vor Ort sein. Stattdessen wurde zuerst ein virtuelles Interview mit ihm geführt, wobei Prof. Thomas Maissen, Mitglied des Balzan Preisverleihungskomitees, ihm Fragen zu seiner Forschung bezüglich «Bystandern» stellte. Im Anschluss präsentierte Prof. Christina Morina, Deputy Supervisor des durch den Balzan Preis unterstützten Forschungsprojektes von Friedländer, was der Kern dieses Projekts ist und dass die Erkenntnisse auch für aktuelle Konflikte von grosser Bedeutung sind.

Die letzte Präsentation machte das Ehepaar Buccellati: Prof. Giorgio Buccellati und Marilyn Kelly-Buccellati präsentierten ihre Forschungstätigkeiten zu Vorderasiatischer Kunst und Archäologie. Ihre Entdeckungen bei den Ausgrabungen in der antiken Stadt Urkesh in Syrien konnten sie mittels eines ausgeklügelten Systems an Internetseiten zugänglich machen. Die Buccellatis zeigten auf, wie wichtig es ist, moderne Technologien bei der Entdeckung von antiken Kulturen miteinzubeziehen und zu benutzen.

Als Abschluss des Forums gab es eine offene Fragerunde mit allen Balzan Preisträgerinnen und Preisträgern 2021, wobei sich die PreisträgerInnen untereinander fragen zu den jeweiligen Forschungsfeldern stellen konnten und auch das Publikum die Möglichkeit hatte, letzte Fragen aufzuwerfen.

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Florim Ceka

Ansprechperson Balzan Preis

 

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